231. Mein Traut Gesell

Chanson médiévale, Allemagne.
Tirée du recueil « Lochamer Liederbuch » (~1450).

Version A (chantée par l’homme)

« Zu newen iar » (Mönch von Salzburg / Acta Germanica)

1.
Mein traut gesell, mein höchster hort,
wizz, daz dir wünschen meine wort
(Biss) auf den tag, so das iar (/das sich das newe iar) anvacht,
waz zu gelük y ward erdacht;
das werd all zeit an dir volbracht,
vnd daz dich meid, waz dir versmacht:
so wurd mein hercz in freüden gail,
wann dein gelük das ist mein hail.
wy ich pey dir nicht mag gesein,
so pin ich doch all zeit das dein.

2.
Solt ich nach lust erwünschen mir.
so wold ich frölich sein bey dir;
wy das mit freüden schir geschech,
daz ich dich, liebster hort, an sech,
als pald dein lib mein laid zeprech,
so du mir vnd ich dir zu sprech
in mynniklicher taugenhait:
so ward mein senen ny so prait,
dein güt möcht wol erlösen mich;
wann ich pin du vnd du pist ich.

3.
Dich lazzent mein gedank nicht ain,
wann ich dich, frau, vor menklich main;
vnd wa ich sust pey freüden pin,
so ist pey dir hercz, mut vnd syn;
vnd möcht ich selb als wol dahyn,
man fand mich nymer nicht pey yn,
pey den ich vnder dank beleih
vnd durch gelimpf schimpf mit yn treib;
wenn ich pey dir so geren wär:
so tröst mich, hord, in solcher swär.

Version B (chantée par la femme)

« Gruss des Mädchens an den Geliebten » (Lochamer Liederbuch / Alemannia)

1.
Mein trawt gesell und liebster hort,
Wiss, wass dir wünschen meine wort !
Bis auff den tag, das sich das newe jar anfacht,
Was nie zu freuntschafft lieb ward erdacht,
Das werd allzeit an im wolpracht !
Und tu das meiden, das dich verschmacht,
So wer mein hertz in frewden gail,
Wann sein geluck das ist mein hail;
Wann ich pey im nicht mag gesein,
So ist er doch allzeit der mein.

2.
Solt ich nach lust nü wunschen mir,
So wolt ich wünschen mich zu dir,
Wie wol das in kurtzer zeit und weyl geschach
Das ich den liebsten gesellen ansach
Das sein lieb mein laid zerprech
Und das ich im und er mir zu sprech
In mynikleicher taugenhait:
Mein senen ward nie so prait
Sein lieb möcht wol erfrewen mich,
Wann ich pin er und er ist ich.

3.
Dich lassend mein gedenck nit ain,
Seid ich den aller liebsten main ;
Wo ich sünst pey anderen gesellen pin,
So ist doch pey dir hertz, mut und sinn,
Und möcht ich selbs alss wol da hin;
Man fünd mich selten da bey in,
Pey den ich sünder da beleib;
Wann durch gelimpf ich schimpf mit in vertreib,
Wann ich pey dir vil lieber wär;
So trost mich, lieb, in sölichem swär!

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