206. Meie, Din Liechter Schin

Chanson médiévale, Allemagne/Autriche. Par Neidhart von Reuental (1180-1247).

1.
Meie, din liechter Schin
Und die kleinen Vogelin
Bringent Freuden vollen Schrin
Daz sie willekomen sin
Ich bin an den Freuden min
Mit der Werlde krank

Alle Tage ist min Klage
Von der ich daz Beste sage
Und ir holdez Herze trage
Daz ich der nicht wol behage
Von der Schulden ich verzage
Daz mir nie gelank.

Also noch genuogen an ir
Dienest ist gelungen
Die nach guoter Wibe Lone
Höveschlichen rungen,
(Nu) han ich beidie umbesunst
Gedienet und gesungen.

2.
Liebenwan, den ich han,
Gin der lieben wolgetan,
Der ist immer unverlan,
Und enkan noch nicht vervan,
Sol die Guote mich vergan,
Sanfter wär ich tot.

Ich was ie, swiez ergie,
Sit daz ich ir Kunde vie,
In ir Dienste, des sie nie,
Selten mich geniezen lie,
Dort und etewenne hie,
Swie sie mir gebot.

Sol ich dienen und des ahne
Lon vor ir beliben
So ist des üblen mer dann des
Guoten an den Wiben
Von dem Glouben möchte mich
Ein Keiser nicht vertriben!

3.
Ungemach mir geschach, do
Ich von erst ein Wib ersach
Der man je daz Beste sprach
Und ir guoter Dinge jach
Die ir Küsche nie zerbrach
Und ir Hövescheit.
 
Ist min Har gris gevar,
Daz kumt von ir Schulden gar
Ir vil liehten Ougen klar
Nement min vil kleine war
So die minen blickent dar
Ahne kunterfeit.
 
Wolte si mit einem Gen
Den minen beien zwieren
Minn di_ü gebiütet daz die
Ougen scharmezieren
Libe zwischen Wiben
Unde Mannen underwieren.

4.
Hochgemmuo, dar zuo fruot
Ist an hungem Manne guot,
Der vor Schanden ist behuot
Und daz Beste gerne tuot,
Den begiüzet sälden fluot
Minnet werdiü Wib.

Fürhtet Scham, Wibes Nam,
Der enwirt dir nimmer Gram,
Ist er guoten Wiben zam.
Ist sin Zung an Schelten lam,
(So) ist er aller Tugend Stam,
Selig si sin Lib !

Der daz Lop behalte, der ist
Ahne missewende.
Aller sälden selig muoz, er
Sin unz an sin Ende.
Die Liet in der Werlde, siner
Bezzerunge sende.

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