255. Under der Linden

(ou: « Unter der Linden », « Tandaradei »)
Chanson médiévale, Allemagne. Par Walther von der Vogelweide (~1170-1230).
Texte adapté « à la 3e personne » par Lucius Barde.

1. Under der Linden an der Heide,
Da ir zweier Bete was.
Da mugt ir finden schöne beide,
Gebrochen Bluomen unde Gras.
|: Vor dem Walde in einem Tal,
Tandaradei,
Schöne sang die Nachtegal. :|

2.
Sie kam gegangen zuo der Ouwe,
Do was ir Friedel komen e.
Da wart sie empfangen, here frouwe,
Daz sie was saelig iemer me,
|: Kust er sie ? Wol tusent stunt!
Tandaradei,
Seht wie rot ihr was der munt! :|

3.
Do het er gemach't also riche,
Von Blumen eine Bettestat.
Des wirt gelachet innegliche,
Kumt iemen an_ daz selbe Pfat.
|: Bi den Rosen man wol mag,
Tandaradei,
Merken wo ires Houbet lag. :|

4.
Daz er bei ir lae_ge, wessez ieman,
Nu enwelle got! So schamt sie sich.
Wes er mit ihr pflae_ge: niemer nieman
Befinde dat, wan er und sie,
|: Und ein kleines Vögellin,
Tandaradei, daz mag_ wol getriuwe sin. :|

Traduction en français:

Cette version est adaptée à la 3e personne (« je » => « elle »)

Sous le tilleul, près de la lande, où leur lit à tous deux se trouvait,
vous pouvez voir, joliment brisées, des fleurs et de l’herbe.
Près de la forêt, dans une vallée, tandaradei, le rossignol chantait doucement.

Elle arriva près du ruisseau, où son bien-aimé était venu avant elle.
Là, elle fut accueillie, noble dame !
D’une manière qu’elle fut heureuse pour toujours.
L’embrassa-t-il ? Eh bien, mille fois !
Tandaradei, voyez comme ses lèvres sont rouges.

Là, il avait préparé un splendide lit de fleurs.
Quelqu’un en rirait encore à cœur joie,
s’il repassait par le même chemin.
Aux roses, on peut bien voir, tandaradei, où elle avait posé sa tête.

Que quelqu’un sache qu’ils couchaient là:
que Dieu l’en préserve ! alors elle en serait honteuse.
Ce qu’il fit avec elle, que jamais personne ne l’apprenne, sauf eux deux
et un petit oiseau, tandaradei, qui peut bien garder le secret.

Deutsche Übersetzung:

Diese Version wurde für die 3. Person angepasst (« ich » => « sie »).

Unter der Linde an der Heide, wo ihr beider Bett war,
da könnt ihr schön gebrochen finden Blumen und Gras.
Vor dem Walde in einem Tal, tandaradei, sang die Nachtigall lieblich.

Sie kam zu der Au, da war ihr Liebster vorher hingekommen.
Dort wurde sie empfangen, edle Frau!
(so) dass sie für immer glücklich war.
Küsste er sie? Wohl tausendmal!
Tandaradei, seht, wie rot ihr ist der Mund.

Da hatte er aus Blumen ein prächtiges Bett vorbereitet.
Darüber wird jetzt noch herzlich gelacht,
wenn jemand denselben Weg entlang kommt.
An den Rosen kann man wohl, tandaradei, erkennen, wo ihr Haupt lag.

Dass er bei ihr lag, wüsste das jemand
das wolle Gott nicht! – dann würde sie sich schämen.
Was er mit ihr tat, das soll nie jemand erfahren, außer er und sie
und ein kleines Vöglein, tandaradei, das kann wohl verschwiegen sein.

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